Campus Möhringen

An „Bullshit Castle“ nagt der Zahn der Zeit

Arno Frietsch, 08.08.2014

Seit dieser Woche wurden am Campus Möhringen alle Flächen rund um die einzelnen Gebäude großflächig abgesperrt. Für wie lange ist jedoch ungewiss. Die Infrastruktur am Standort ist über Jahre hinweg vernachlässigt worden – so sehr, dass sich mittlerweile einzelne Fassadenteile lösen und abstürzen. Aus unserer Sicht eine Folge der seit Jahren andauernden „Sparwut“, mit der Konsequenz, dass jetzt Menschen gefährdet sind. Kein Renommee für einen Weltkonzern.

  • Campus MöhringenDie großflächigen Absperrungen auf der Piazza...
  • Campus Möhringen...geben ein deutliches Bild der maroden Infrastruktur.
  • Campus MöhringenDoch trotz allem geht die Sicherheit der Beschäftigten vor!
(Fotos: Neue Perspektive)

Alle Häuser auf dem Campus Möhringen sind vom Verfall betroffen. Die Absperrmaßnahmen sind notwendig geworden, da sich an einzelnen Gebäuden Teile der Fassadenverkleidungen gelöst und heruntergefallen sind. Davon betroffen sind die Verkleidungen oberhalb der Fenster. Selbst der Steinkubus im Punkthaus (Katzenklo) bleibt nicht verschont, denn es besteht unmittelbar die Gefahr, dass Fassadenteile durch das Glasdach stürzen und den Kubus massiv beschädigen. Die Fassadenteile haben ein Gewicht zwischen drei bis fünf Kilogramm. Das bedeutet absolute Lebensgefahr!

 

In den nächsten Wochen ist es nun zwingend notwendig, auf dem gesamten Campus die Fassadenverkleidungen über den Fenstern zu überprüfen. Im schlimmsten Fall müssen alle Fassadenverkleidungen an den betroffenen Stellen fachgerecht erneuert werden. Somit ist nach dem jetzigen Stand davon auszugehen, dass die Absperrungen über mehrere Wochen – wenn nicht gar Monate – andauern werden, denn so lange nicht alle Fassaden geprüft und ggf. erneuert wurden, kann es keine Entwarnung für die Beschäftigten geben.

 

Mittlerweile hat CBS die Führungskräfte hierüber in Kenntnis gesetzt. Die darin enthaltene Aussage „Sie sind für die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter verantwortlich“ klingt in diesem Fall mehr als zynisch, denn die Verantwortung ist in einem solchen Fall nicht einfach delegierbar. Seit langem beklagen wir den zunehmenden Verfall und den schlechten Zustand der Gebäude in Möhringen und fordern Abhilfe. Es gibt seit Jahren defekte Drehtore, marode sanitäre Einrichtungen, gebrochene Bodenplatten, zerschlissene Teppichböden etc. Doch die Geschäftsleitung sah bislang keine Notwendigkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Nun werden sie wieder einmal von der Realität eingeholt und durch die gegebenen Umstände dazu gezwungen tätig zu werden.

 

Der Campus Möhringen galt seit jeher als Musterbeispiel für einen repräsentativen Unternehmensstandort, mit kurzen Wegen, an dem sich Mitarbeiter bei ihrer Arbeit auch wohlfühlen können. Auch wenn das Management diesen Standort umgangssprachlich als „Bullshit-Castle“ bezeichnet, ist die besondere Bauweise beispielhaft. Die damals geschaffenen Sicherheitseinrichtungen sind bis heute die ideale Voraussetzung für eines unserer Rechenzentren. Im Jahr 2006 wurde die Fläche am Standort im sog. Sale-and-lease-back Verfahren zurückgeleast. Dieser Vertrag läuft bis Ende 2016, danach muss sich die Geschäftsleitung entscheiden, ob sie das Gelände zurückkauft oder aufkündigt. Wir fragen uns, braucht es wieder einen Vorstand mit dem Weitblick eines Edzard Reuter?

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