Staatschulden

Eurokrise: Währungsreform oder Dauerinflation?

Manfred Wielk, 15.08.2012

In diesem Jahr „feiern“ wir den 4. Jahrestag der Eurokrise.. Angefangen mit der Offenlegung der wahren finanziellen Situation in Griechenland und der Finanzprobleme Irlands im Herbst 2009 entwickelte sich eine Staatsschuldenkrise sämtlicher südeuropäischer Euro-Länder. Während Irland seine Finanzprobleme wieder in den Griff bekommen hat, ist bei allen anderen Ländern mit einer Verschärfung der Krise, bei Griechenland sogar mit einem Staatsbankrott zu rechnen.

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt a. M.: Von dort wird die Geldpolitik des Euro-Raums bestimmt.
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt a. M.: Von dort wird die Geldpolitik des Euro-Raums bestimmt. (Foto: goodstock, Fotolia.com)

Da sich an diesem Zustand offensichtlich kurzfristig nichts ändern wird und die Politik den Eindruck vermittelt, dass sie nicht wirklich in der Lage ist, diese Krise zu bewältigen, stellt sich die Frage nach den Konsequenzen der Eurokrise, der Währungsreform oder der länger anhaltenden permanenten Geldentwertung durch Inflation.

 

Doch welche Folgen werden Forderungsausfälle durch Staatsbankrotte auf unseren Staat und unsere Wirtschaft haben und was sind die damit verbundenen Auswirkungen auf den Bürger? Dazu muss man auf den Ursprung des Euro und seine Entwicklung in der EU blicken. Denn diese Staatsschuldenkrise ist Ausdruck einer permanenten Leistungsbilanzdefizit-Krise der EU-Mittelmeerländer (einschließlich Frankreich).

 

Die Idee des Euro entstand 1989/90 als Gegenleistung für die französische Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung (vgl. FOCUS-Money Nr. 25/2012, „Euro Wie wär’s mal mit der Wahrheit?“). Seit langem war Frankreich und den anderen EU-Mittelmeerstaaten die starke und stabile D-Mark ein Dorn im Auge, weil alle anderen europäischen Volkswirtschaften im Schatten des deutschen Erfolgsmodells standen und notwendige Importe aus Deutschland chronisch zu teuer waren.

 

Die europäischen Volkswirtschaften sind schon immer in zwei Gruppen eingeteilt. Einerseits die südeuropäischen Staaten, die ihre chronischen Leistungsbilanzdefizite durch permanente Abwertung ihrer Währungen zu bekämpfen versuchten und andererseits die stabilitätsorientierten Staaten Nord- und Mitteleuropas (Deutschland, Luxemburg, Niederlande und Finnland), die meistens Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschafteten und großen Wert auf Geldstabilität legten. In den Südstaaten waren die Notenbanken Instrumente der Staatsfinanzierung während in den nördlichen Staaten die Notenbanken von der Finanzpolitik unabhängig waren und eine eigenständige Politik des stabilen Geldes führten. Dabei hatte Deutschland seinerzeit die größten finanzpolitischen Erfolge vorzuweisen.

 

Aufgrund dieses Ungleichgewichtes kam mit der Einführung des Euros eine folgenschwere Ereigniskette in Gang. Die Südländer konnten ihre Leistungsbilanzschwächen nicht mehr durch Abwertung ihrer Währungen kompensieren. Andererseits fielen aufgrund der Gemeinschaftswährung ihre Zinsen für Staatsanleihen von 8-20% auf das deutsche Niveau von ca. 4%. Dadurch konnten diese Länder ihre Leistungsbilanzdefizite durch billige Kredite finanzieren und darüber hinaus jahrelang deutlich über ihre Verhältnisse leben.

 

Dieser Umstand und die Tatsache, dass die Banken lange Zeit ihre Geldmittel hauptsächlich in die lukrativere Finanzierung der südeuropäischen Staatshaushalte geleitet hatten, führte dazu, in Deutschland für die Finanzierung der deutschen Wirtschaft, insbesondere des Mittelstandes die erforderlichen Kreditmittel nicht mehr ausreichend zu Verfügung standen. Damit wurde das deutsche Wirtschaftswachstum zusammen mit der Einkommensentwicklung der arbeitenden Bevölkerung stark ausgebremst.

 

Mit der Bankenkrise in 2008 sind die Geldinstitute bei der Finanzierung Südeuropas sehr zurückhaltend geworden. Konsequenterweise musste nun das Defizit der südeuropäischen Staaten zunehmend aus den Haushalten der übrigen Euro-Staaten finanziert und seitdem ein „Rettungsschirm“ nach dem anderen konstruiert werden.

 

Somit haben wir jetzt das Problem, dass unser Staatshaushalt durch Zahlungen in die Euro-Rettungsfonds stark belastet wird. Richtig kritisch wird es, wenn die für die Rettungsschirme übernommenen Bürgschaften tatsächlich zur Zahlung fällig werden. In so einem Fall würden selbst Staaten wie Deutschland in eine ernsthafte Staatsschuldenkrise kommen, wobei dann auch die Sicherheit deutscher Staatsanleihen für die Gläubiger in Frage gestellt wären.

 

Die Gläubiger von Staatsschutzpapieren – da diese als „mündelsicher“ gelten – sind mehrheitlich institutionelle Geldanleger, wie staatliche und private Rentenkassen sowie Lebens- und Krankenversicherungsgesellschaften. Dies bedeutet, dass die Notgroschen eines großen Teiles der Bevölkerung und die Sozialkassen in Gefahr geraten könnten!

 

Bei einer Fortsetzung der aktuellen Politik, den Euro durch immer größere Rettungsschirme am Leben zu halten, wird eine immer weiter wachsende Geldmenge zwangsläufig zu einer Inflation führen, welche die Ersparnisse und Rücklagen auffressen wird. Doch bei einer Abkehr vom Euro würde der eine oder andere südeuropäische Staat zahlungsunfähig werden, was eine Vernichtung der Vermögen der institutionellen Anleger und damit unter anderem großer Teile der Altersvorsorge vieler Bürger zur Folge hätte.

 

Die Konsequenz aus diesem Szenario kann nur lauten: es ist dringend notwendig, „unseren“ Politikern in die Zügel zu greifen und ein Ende dieser wahnsinnigen Verschuldungspolitik durchzusetzen. Wenn wir Glück haben, tut dies im September das Bundesverfassungsgericht, ansonsten muss es der Bürger auf der Straße richten.

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